Concrete is derived from the Latin word “concretus” which means “particular, condensed.” In regard to art, Concrete means that art is not viewed as an abstraction, i.e. that it does not abstract anything that exists in material reality, but rather proceeds from the immediate content of the image. The term was developed by the Dutch painter Theo van Doesburg in the 1930s, who defined “Concrete Art” in the magazine Art Concret as follows: “Concrete painting, not abstract, because we have left the time of searching and speculative experiments behind us. Concrete painting, not abstract, because nothing is more concrete, nothing is more real than a line, a color, a surface […].”
Only a few years later, Max Bill expanded the concept: Concrete art should now apply as a binding and primary term for all art genres that are based on rational, not abstract, concepts. In Concrete Art, the artists play with the rules of logic. The task of the viewer could be to gather those rules from the image. The search for structures and the description of resulting patterns requires an approach similar to that required for mathematical modeling of everyday phenomena.
Code, as an information medium and a set of rules, plays an important role in Concrete Art. Codes are binary schemes (e.g. 0 and 1 or yes and no) for differentiation, which exclude the third and thus significantly reduce the complexity of communication. These can determine the mathematical rules that make up the construction of an image or map a computer program that generates an image. The pioneers of computer-generated art, including Manfred Mohr and Vera Molnar, began using algorithms to create artistic spectra from drawings to animations, to sculptures in the 1960s.
On the other hand, code can also create a sociological perspective on work: Niklas Luhmann, one of the leading sociologists of the post-war period, writes about code as an access to the work of art and a form of symbol capital in his work “The Art of Society” (1995). Luhmann understands art as a communication that works within itself and is only secondarily related to its participants, and it is primarily based on codes. Therefore Concrete Art should also adhere to the notion of art as an autonomous system, which participates in a social whole. The fact that Concrete Art goes hand in hand with the technological and sociological change in our society is a proof of its timeless principles and its closenessto science.
In the age of blockchain and the increasing acceptance of digital art, Ostarhild sees a necessity to bring the principles of concrete art up to date with the latest developments in art history. An autodidact, Ostarhild has been working internationally as a fashion photographer and artist since 1991, experimenting with the essence of photography and the relationship between photographer, subject and technology in the digital age. He began a multi-layered examination of code a decade ago, researching its concrete presence and self-fulfilling autonomy since the late 2000s.
Eugen Gomringer, the founder of concrete poetry, sees Ostarhild's code work as a poetry of code and a logical development of concrete poetry. In fact, Ostarhild understands Code as contemporary text and a concrete manifestation of our reality. “The logic of my work, to generate a technical image of reality with the push of a button, has remained the same. Only the technology has changed: the analog camera has become a computer, reality today is algorithms and code. ”Just as photography in the 20th century provided Art with new ways of representing reality, the code today offers new possibilities of dealing with it, according to Ostarhild.
The works of Jurgen Ostarhild’s latest series ConcreteCrypto (2021) deal with cryptography, the science of enciphering information. His ConcreteCrypto images are created by encrypting hexadecimal code character strings with a system of created discrete symbols. As pure concretions, those conceal a meaning only accessible to the holder of the encryption key, but also stand alone as an image.
ConcreteCrypto expands on Theo van Doesburg's idea: “Because nothing is more concrete, more real than a line, a color, a surface” ...or even code.
Timo Niemeyer
ConcreteCrypto/ KryptoKonkret
Konkret ist aus dem lateinischen Wort concretus abgeleitet und bedeutet soviel wie „verdichtet, zusammengewachsen“. Im Bezug auf die Kunst bezeichnet Konkret, dass diese nicht als „abstrakt“ angesehen wird, also nichts in der materiellen Wirklichkeit Vorhandenes abstrahiert, sondern vom unmittelbaren Bildinhalt ausgeht. Entwickelt wurde der Begriff vom niederländischen Maler Theo van Doesburg in den 1930er Jahren, der die „Konkrete Kunst“ in einem Grundlagentext in der Zeitschrift Art Concret folgendermassen definierte: „Konkrete Malerei, nicht abstrakte, weil wir die Zeit des Suchens und der spekulativen Experimente hinter uns gelassen haben. Konkrete Malerei, nicht abstrakte, weil nichts konkreter, nichts wirklicher ist als eine Linie, eine Farbe, eine Fläche […].“
Nur wenige Jahre später erweiterte Max Bill den Begriff: Konkrete Kunst sollte nun als Terminus verbindlich und prinzipiell für alle Kunstgattungen gelten, die auf der Grundlage rationaler Konzepte autonom, also explizit nicht abstrahierend, proportioniert waren. Bei der Konkreten Kunst spielen die Kunstschaffenden mit logischen Regeln. Eine Aufgabe des Betrachters kann das Herauslesen der Regelwerke aus den Bildern sein. Dabei erfordern die Suche nach Strukturen und das Beschreiben derartiger Regelmäßigkeiten ganz ähnliche Tätigkeiten, wie sie beim mathematischen Modellieren von Alltagsphänomenen notwendig sind.
Code, als Informationsmedium und Regelwerk, spielt in der Konkreten Kunst eine wichtige Rolle. Codes sind binäre Schemata (z.B. 0 und 1 oder ja und nein) zur Unterscheidung, die Drittes ausschließen und damit die Komplexität von Kommunikation erheblich reduzieren. Diese können die mathematischen Regeln bestimmen, die die Bildkonstruktion ausmachen oder ein Computerprogramm abbilden, das ein Werk generiert. Die Wegbereiter computergenerierter Kunst, unter Ihnen Manfred Mohr und Vera Molnar, begannen in den 1960ern durch Algorithmen künstlerische Spektren von Zeichnungen über Animationen bis hin zu Skulpturen zu schaffen.
Andererseits kann Code aber auch eine soziologische Perspektive auf die Arbeit schaffen: Über Code als Zugang zum Kunstwerk sowie Formen symbolischen Kapitals schreibt Niklas Luhmann, einer der führenden Soziologen der Nachkriegszeit, in seinem Werk „Die Kunst der Gesellschaft“ (1995). Luhmann begreift Kunst als Kommunikation, die aus sich selber wirkt, erst in einem zweiten Schritt auf Kommunikationsteilnehmer bezogen wird und vor allem auf Codes basiert. Die (binäre) Funktion der Kunst liegt laut Luhmann in der Kreation von Kunstwerken im Sinne der Distinktion und Imitation. Luhmann beschreibt die Kunstwelt als ein autonomes System, obwohl gerade diese an einem gesellschaftlichen Ganzen partizipiert, was auch in den Prinzipien der Konkreten Kunst zum Ausdruck kommen soll.
Das die Konkrete Kunst in einer ständigen Weiterentwicklung Hand in Hand mit dem technischen wie soziologischem Wandel unserer Gesellschaft einhergeht, belegt ihr zeitloses Prinzip und ihre Nähe zur Wissenschaft.
Jurgen Ostarhild sieht im Zeitalter von Blockchain und zunehmender Akzeptanz und Verbreitung digitaler Kunst auch eine Notwendigkeit, die kunsthistorischen Prinzipien Konkreter Kunst auf den neuesten Stand der Kunstgeschichte zu setzen. Als Autodidakt arbeitet Ostarhild seit 1991 international als Modefotograf und Künstler, der mit der Essenz der Fotografie und der Beziehung zwischen Fotograf, Subjekt und Technologie im digitalen Zeitalter experimentiert. Jurgen Ostarhild hat bereits vor anderthalb Jahrzehnten mit einer vielschichtigen Auseinandersetzung von Code begonnen: ihren konkreten Selbstzweck und ihre konkrete Realität erforscht er seit den späten 2000er Jahren.
Eugen Gomringer, der Begründer der konkreten Poesie, sieht in Ostarhilds Code-Arbeiten eine Poesie des Codes und eine logische Fortentwicklung Konkreter Poesie. Und tatsächlich begreift Ostarhild Code als zeitgenössischen Text und eine konkrete Erscheinungsform unserer Realität. „Die Logik meiner Arbeit, mit einem Knopfdruck ein technisches Bild der Realität zu erzeugen, ist die selbe geblieben. Nur die Technik hat sich geändert: Aus der analogen Kamera ist ein Computer geworden, die Realität sind heute Algorithmen und Code.“ So wie die Photographie im 20. Jahrhundert der Kunst neue Darstellungsmöglichkeiten der Realität ermöglichte, bietet heute der Code neue Möglichkeiten sich mit Realität auseinanderzusetzen, so Ostarhild.
Die Arbeiten seiner Werkserie ConcreteCrypto (2021) befassen sich mit der Kryptografie, der Wissenschaft der Verschlüsselung von Informationen. Seine ConcreteCrypto Bilder entstehen durch das Verschlüsseln von Zeichenketten mit Hilfe diskreter Symbole. Als reine Konkretionen, verbergen diese zugleich eine Bedeutung, die aber nur dem Schlüsselhalter des Codes zugänglich ist.
So kann man bei Kryptokonkrete den Gedanken Theo van Doesburgs erweitern: „Denn nichts ist konkreter, wirklicher, als eine Linie, eine Farbe, eine Oberfläche“…und eben auch Code!